Brot und Spiele

Titelliste

  1. Ein Stück Unsterblichkeit (Intro) – 1:37
  2. Große Träume – 3:19
  3. Dorn im Ohr – 3:36
  4. Ich werde Wind – 3:45
  5. Europa – 3:33
  6. Spur des Lebens – 4:00
  7. Brot und Spiele – 3:36
  8. Nie wieder Alkohol – 3:00
  9. Träume aus Eis – 3:16
  10. Mittelalter – 3:33
  11. Brunhild – 3:37
  12. Besorgter Bürger – 3:05
  13. Sie tanzt allein – 3:23

Bonus-CD “Panem et Circenses – ad Fontes”

  1. Präludium – Ad fontes – 2:43
  2. Heimdall – 3:16
  3. Drachentanz – 2:25
  4. Schon wieder Herbst – 4:24
  5. Epitaph To A Friend – 3:54
  6. Ad digitum prurigo – 2:58
  7. Herr Holkin – 3:52
  8. Raghs-e-Pari – 2:47
  9. Tränen des Teufels – 4:14
  10. Amo lem ad nauseam – 3:08
  11. Marselha – 3:28
  12. Volta – 3:29
  13. Mitt Hjerte Alltid Vanker – 3:05

Rezension “Brot und Spiele” von LaMaga

(diese Rezension wurde ursprünglich auf Amazon veröffentlicht)

Endlich ist sie auch bei mir angekommen, die prächtige Fan-Box. Schon vor Monaten vorbestellt, halte ich das gute Stück nun endlich in der Hand und die CDs – beide! – laufen seit Freitag in Dauerschleife. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll mit meiner Bewertung des Albums.

Wenn man die Entwicklung der Band nun schon etwas länger verfolgt, ist es ja keine Überraschung mehr, dass sich der Stil der Rock-Formation – und das ist wirklich absolut nichts Neues – in den letzten Jahren gewandelt hat, sowohl was die Musik als auch die Textarbeit betrifft. Aber ist das schlimm? Wenn ich immer nur Altbewährtes, Gewohntes hören will, dann brauche ich keine neuen CDs, dann komme ich mit einem Basissortiment an Musik aus. Es ist doch gerade das Spannende an Kunst jeglicher Art, wie sie sich verändert, und wie ein Künstler die Einflüsse aus der Zeit, in der er lebt, in sein Werk verpackt. Natürlich geht das mit Realitätsflucht und Heiler-Welt-Romantik.

Saltatio Mortis haben einen anderen Weg gewählt und beziehen klar Position zu Themen aus dem hier und jetzt – ob das jetzt das besorgniserregende „Besorgter-Bürger“-Phänomen oder die mediale Verdummung im modernen „Brot-und-Spiele“-Szenario ist. Das ist übrigens genau dasselbe, das auch die mittelalterlichen Spielleute getan haben: Der Gesellschaft den Spiegel vorhalten.

Man muss die Ansichten der Band ja nicht zwingend und vollumfänglich teilen, aber dass sich so viele Leute erstaunt bis verärgert zeigen, dass Saltatio Mortis das heiße politische Eisen teilen, ist schon kurios. Das ist schon immer der Fall gewesen – wird es von vielen erst jetzt erkennt, wo in den Lyrics mittelalterliche Metaphorik durch klare Sprache ersetzt wird?

Übrigens: So politisch, wie es in den Diskussionen rund ums Album dargestellt wird, ist „Brot und Spiele“ ja nun auch wieder nicht: Von 13 Titeln sind vier dabei, die man als „politische Statements“ bezeichnen kann – das ist weniger als ein Drittel. Der Rest des Albums zeigt sich in der munter-vielfältigen Mischung von Musikstilen und Themen, die man als Fan von Saltatio Mortis vermutet, ob das jetzt ein folkig-selbstironisches Lied über das „Mittelalter“ ist, ein tavernentaugliches Sauflied über „Nie wieder Alkohol“ oder so wundervolle Kleinode wie „Spur des Lebens“, ein Gänsehautmoment auf dem Album.

Natürlich gibt es auf „Brot und Spiele“ auch Songs, mit denen ich persönlich nicht ganz so viel anfangen kann – aber das ist ganz natürlich. Manche Songs brauchen vielleicht etwas Zeit zum Reifen, andere verfehlen meinen ganz persönlichen Geschmack, was aber doch ganz natürlich ist. In der Gesamtheit überzeugt das Album auf ganzer Linie!

Ich denke, ein Problem in der Bewertung des Albums könnte sein, dass viele Fans die Band von ihren Auftritten in einem Mittelalter-Ambiente kennen und so vielleicht andere Erwartungen haben, was den Sound aus dem Studio angeht.

Dem Vorwurf, die Band würde ihre Mittelalter-Wurzeln vernachlässigen, kann ich aber tatsächlich sachlich nicht nachvollziehen. Mit der Bonus-CD „Ad Fontes“ haben Saltatio Mortis den mittelalteraffinen Fans gleich einen ganzen Tonträger mit marktkompatibler Musik und in bewährter Manier interpretierten Traditionals mitgeliefert – wem die Rock-Linie der Band zu weit weg von den immerhin auch schon 18 Jahre zurückliegenden Anfängen geht, der bekommt mit „Ad Fontes“ einen mehr als zufriedenstellenden Ausgleich. Das sollte sowohl für die Besucher von Mittelaltermärkten gelten, die einen höheren Akustik- Akzent erwarten, als auch für Traditions-Fans, die Saltatio Mortis noch von den Bretterbühnen der Anfangstage kennen. Mein Favorit auf „Ad Fontes“: „Herr Holkin“.

Eine ganz kleine Kritik habe ich dann allerdings doch – für die Vinyl-Platten habe ich, mangels Plattenspieler, eigentlich keine Verwendung; für die DVD gab es allerdings nur diese Rundum-Sorglos-Variante mit den großen schwarzen Scheiben. Vielleicht könnte man das bei der nächsten Veröffentlichung etwas anders sortieren. Aber das tut meiner Meinung zum Produkt keinen Abbruch: Ein rundum gelungenes Album – ich bin gespannt, wie die neuen Songs live klingen.