Dass Alea neben seinen Konzert-Auftritten neuerdings auch Theaterluft schnuppert, hat natürlich längst jeder Saltatio Mortis-Fan mitbekommen. Kenavo 2.0 hatte die Gelegenheit, ihn über den Beginn seiner Schauspielkarriere zu befragen. Viel Spaß!

Alea auf der Bühne

Alea als Frederic in “Die Chronik der Unsterblichen – Blutnacht”. Bildverwendung mit freundlicher Erlaubnis von Michael Meister (www.teemeister.com)

LaMaga: Zunächst einmal vielen Dank, dass Du uns –  schon wieder im Tour-Stress – dieses Interview gibst. — Du hattest soeben Premierenauftritt in der Rock-Oper „Die Chronik der Unsterblichen – Blutnacht“ nach einem Mehrteiler von Fantasy-Erfolgsautor Wolfgang Hohlbein. Wie bist Du in dieses Projekt hereingeraten? Hast Du Dich bei einem Casting für die Rolle beworben?

Alea: Hallo zusammen! Nein, ich habe mich nicht bei einem Casting oder ähnlichem bewerben müssen. Es war vielmehr eine Einladung meines langjährigen Freundes Andy Kuntz. Andy ist der Sänger der Melodik Metal Band Vanden Plas. Ich kenne ihn und seine Mitmusiker schon seit ca. 18 Jahren. In dieser Zeit wurde er zu einem meiner besten Freunde und auch einer Art Mentor.
Vor einigen Jahren begann Andy mit seinen Jungs Rockopern zu schreiben und diese am Pfalztheater uraufzuführen. Bei jeder Produktion kam er auf mich zu und fragte mich, ob ich keine Lust hätte mitzumachen. Jemand mit meiner schauspielerischen Begabung müsse auch auf die Theaterbühne. Jedes Mal war es mir aber aus Zeitgründen nicht vergönnt, dieses Angebot anzunehmen – bis jetzt. Als Andy Wolfgang Hohlbein erzählte, dass ich mit im Ensemble sei, war dieser sehr überrascht und total begeistert, da er schon seit Jahren ein Saltatio Mortis Fan ist. Davon war wiederum ich sehr überrascht.

LaMaga: Erzählst du uns etwas über deine Rolle?

Alea: Die Rolle des verzogenen Ziehsohnes Andrey Dellanys, dem Helden der Chroniken der Unsterblichen, ist eine kleinere Rolle. Jedoch ist sie, dank einiger markanter Solostellen, eine sehr interessante und stark wirkende Rolle. Also genau das Richtige für mich als Theatergreenhorn. In der Geschichte der Blutnacht hat Frederic eine Bande von Straßenkindern um sich gereiht. Er ist der Anführer und große Bruder der verlorenen Kinder.

LaMaga: Viele Fans werden Deinen Auftritte aus reise- und budgettechnischen Gründen nicht beiwohnen können. Was genau verpassen wir? Wie viel Bühnenzeit und Gesangsauftritte hast Du?

Alea: Was man verpasst, sind meine ersten Schritte auf einer Staatstheaterbühne, wundervolle Songs, einen unglaublichen Kinderchor, den Extrachor des Pfalztheaters und ein wahnsinnig gutes Ensemble. Das Ganze passiert mit extravaganten Bühnenbildern und wird durch die Live Band Vanden Plas abgerundet. Ich selbst habe fünf Songs und vier schauspielerische Auftritte in den Stück.

LaMaga: Du trittst nicht nur als Sänger auf, sondern hast auch Kampftraining und Choreographie für die Produktion übernommen. Nun gibt es sicherlich relevante Unterschiede zwischen Schaukampf (wie wir es z.B. von Mittelaltermärkten kennen), Bühnenfechten und asiatischen Kampfsport mit Waffe, was vom Tai Chi her kommend Dein Metier sein dürfte. Wie bist du das Kampftraining für die Schauspieler angegangen, und konnten diese schon auf Vorkenntnisse zugreifen?

Alea: Der Regisseur, Urs Häberli, wollte explizit eine andere Art Bühnenkampf für das Stück, also kein normales Bühnenfechten. Als ich ihm zeigte was ich mir genau vorstellen würde, war er begeistert und ich hatte den Job. Andy, als Andre Dellany, zeigte ich einige Bewegungen aus dem chinesischen Schwertkampf, also aus Tai Chi und Kung Fu. Sein Kontrahent, der schwarze Ritter hingegen sollte sich mehr an die geraden und sehr harten Bewegungen des europäischen, mittelalterlichen Schwertkampfes halten. Nach zwei Monaten Training konnten wir Urs unsere Ideen präsentieren und überzeugen. Leider blieb es uns verwehrt, Metallschwerter auf der Bühne zu benutzen, die Verletzungsgefahr für den Chor und das restliche Ensemble wäre einfach zu groß gewesen.

LaMaga: Bist Du schon vorher ein Fan von Hohlbeins Büchern gewesen? Kanntest Du den Stoff?

Alea: Ich kannte nur eines seiner alten Bücher, „Wolfsherz”, welches ich aber sehr gut fand. Die ersten Teile der „Chronik der Unsterblichen“ habe ich mir als Hörbücher gekauft, um mich auf die Rolle vorzubereiten und um mir die Materie einzuverleiben.

LaMaga: Fantasyfreunde sind nun natürlich neugierig: Hattest Du Gelegenheit, den Autor kennen zu lernen?

Alea: Oh ja, er war bei den Proben und wird auch noch an einem Auftrittstag dabei sein. Er wird eine Statistenrolle als Pirat übernehmen. Wolfgang Hohlbein ist ein sehr interessanter Zeitgenosse. Des Weiteren ist er ein großer Rollenspiel- und Mittelalterkulturfan.

LaMaga: Die „Vampirschwemme“ in der Fantasy-Literaturszene ebbt ja gerade wieder etwas ab, hat uns aber faszinierende neue Genrefacetten (Glitzervampire etc.) beschert. Welcher ist dein liebster literarischer oder filmischer Vampir?

Alea: Mein liebster Vampir, im filmischen Sinne, ist Gary Oldman als Vlad in Bram Stoker‘s Dracula, geheimnisvoll, tragisch, verletzlich und doch düster, brutal und absolut tödlich. Die ungezähmte animalische Kraft und dennoch eine menschliche zerbrechliche Seele.

LaMaga: Hast Du im Publikum als solche eindeutig zu erkennende, eigens für Dich angereiste „Alea-Fans“ ausmachen können (Szene-Publikum) oder wird die Produktion doch eher von klassischer Theater-Klientel besucht?

Alea: Es sind sehr viele Saltatio Mortis Fans angereist. Sogar aus Hamburg, Dresden und der Schweiz. Während der Vorstellung sieht man kaum etwas, da man in der Rolle ist. Aber danach, im Foyer, trifft man so manches bekannte Gesicht.

LaMaga: Inwieweit unterscheidet sich vom „Feeling“ her eine Theater-Rolle von Deiner üblichen Alea-Performance?

Alea: Bei Saltatio Mortis arbeite ich stets mit dem Publikum und ich lasse mich sowohl von meiner als auch von der Stimmung der Gäste treiben. Auf der Theaterbühne darf man nicht auf das Publikum reagieren und Improvisation ist höchstens bei den Proben gefragt. Sobald aber die Rolle steht, wird es immer wieder genau so repliziert.

LaMaga: Wie bringst Du den Zeitaufwand für das Theater mit den SaMo-Aktivitäten unter einen Hut?

Alea: Das geht natürlich nur über harte Arbeit und eisernes Terminmanagement.

LaMaga: Was ist das für ein Gefühl, die Bandkollegen im Publikum sitzen zu haben?

Alea: Es war eine unglaubliche Anspannung. Als dann bei meiner Premiere, zu der die Jungs angereist kamen, auch noch mein Microport defekt war, dachte ich kurz, dass ich am liebsten im Boden versinken würde – aber nur kurz, dann hatte ich wieder Spaß und war ganz und gar der Leiter des Wolfsrudels Frederic, der mit den Children of London für Durcheinander sorgte. (Der Empfänger ist ausgestiegen, ich hätte platzen können, aber kurz danach hat mich der schwere Nebel auf der Bühne und der Applaus wieder selig gestimmt.)

LaMaga: Ich entsinne mich, wie Du vor schon einigen Jahren vor einem MPS bei einem Stammtisch sehr enthusiastisch über Musicals geredet (und gesungen) hattest. Ist das Musiktheater bzw. eine ernsthafte Musical-Karriere ein musikalisches Betätigungsfeld, das du dir neben SaMo vorstellen könntest?

Alea: Auf jeden Fall. Ich habe noch nie zuvor neben Saltatio Mortis so viel für meinen musikalischen Beruf gelernt. Ich habe stimmlich enorme Fortschritte gemacht und konnte an meinem Ausdruck als Schauspieler arbeiten. Das ganze ist ein großartiges Geschenk für das ich allen, die es mir ermöglicht haben, von ganzem Herzen dankbar bin.

LaMaga: Deine Musical-Traumrolle?

Alea: Hmm – das ist sehr schwierig. Da gibt es so Einige: Da wäre Riff Raff aus der “Rocky Horror Picture Show”, Audrey 2 (die Pflanze ) oder der Zahnarzt aus “Der kleine Horrorladen”, Graf von Krolock aus “Tanz der Vampire”, Dr. Jekyll aus “Jekyll and Hyde”, Timon in “König der Löwen” oder das Biest aus “Die Schöne und das Biest”. Ach, es gibt noch so viele mehr.

LaMaga: Vielen Dank für das Interview!

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Bildverwendung mit freundlicher Erlaubnis von Michael Meister (www.teemeister.com) Auf der HP gibt es umfangreiches professionelles Bildmaterial der Aufführung zu sehen.