Bruder Frank mit dem Chapman Stick

Bruder Frank mit dem Chapman Stick

Exotische Instrumente, die man bei Saltatio Mortis zu hören bekommt, sind nicht zwingend  mittelalterlich. Bruder Frank vermittelt uns in diesem Interview interessantes Hintergrundwissen über den Chapman Stick.

LaMaga: Hallo Frank, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Ausnahmsweise geht es uns diesmal nicht um ein spezielles Saltatio Mortis-Thema, sondern um Instrumentenkunde. Wir sehen Dich bei den Rock-Konzerten immer mit einem ungewöhnlichen Instrument, dem Chapman Stick. Was genau ist das eigentlich?

Bruder Frank: Der Chapman Stick ist ein sogenanntes Tapping-Instrument, eigentlich eine Mischung aus Gitarre und Bass. Der Tonumfang beträgt 4,5 Oktaven. Der Stick wurde von Emmett Chapman entwickelt, der eigentlich Jazzgitarrist war. Er begann in den frühen 70ern auf seiner Gitarre nicht mehr herkömmlich (Saite halten und anzupfen) zu spielen sondern verwendete die sogenannte Tappingtechnik (wie oben beschrieben). Da man den Stick mit zwei Händen spielen kann, brauchte er mehr als 6 Saiten. Also begann er sich eine 9 Saitige Gitarre zu bauen und so entwickelte sich der Stick nach und nach. Heute gibt es 8, 10 und auch 12-saitige Modelle.

LaMaga: Ich persönlich habe einen Chapman Stick erstmals vor etwa fünfzehn Jahren gesehen. Damals wurde von dem betreffenden Künstler – Mihaly Huszar – behauptet, er sei einer der wenigen Menschen, die dieses Instrument überhaupt spielen könnten.  Wie verbreitet ist der Chapman Stick in der aktuellen Musikszene? Ist es immer noch etwas eher Exotisches oder verbreitet das Instrument sich langsam?

Bruder Frank: Je weiter man in der Musikgeschichte zurück geht, desto weniger verbreitet ist das Instrument. Das liegt zum einen daran, dass der Stick als Instrument kaum älter ist als der erste E-Bass und zum zweiten, dass alle Chapman Sticks von Emmett selbst handgefertigt werden. Kein Stick verlässt die Werkstatt des Familienbetriebes ohne in Emmetts Händen gewesen zu sein. Man findet den Stick schon weltweit aber er ist noch lange nicht so weit verbreitet wie alle normalen Instrumente die man so kennt. Ich glaube bisher wurden grob 6000 Instrumente von ihm gebaut und man bekommt sie auch nur bei ihm selbst.

LaMaga: Bei welcher Gelegenheit hast Du den Chapman Stick für Dich entdeckt?

Bruder Frank: Den Stick habe ich zum ersten Mal 1997 wahrgenommen, als ich eine neu gekaufte CD (Dream Theater – Falling Into Infinity) in den CD-Player einlegte und der, etwas anders klingende, Bass einsetzte. Erst dachte ich es wäre eine Art Effekt, und schaute im Booklet nach. Da mir der Name des Instrumentes nichts sagte, habe ich im Internet nachgeschaut, um mehr darüber zu erfahren. Anfang 2000 habe ich mein Instrument dann bestellt.

LaMaga: Inwiefern unterscheidet sich der Chapman Stick klanglich und in der Spielweise von einem konventionellen Bass?

Bruder Frank: Eine Mischung aus Gitarre und Bass, gespielt wie ein Klavier. Das klingt erst mal sehr komisch. Im Gegensatz zu Gitarre oder Bass wird der Ton nicht erzeugt, in dem man die Saite an einer Stelle herunter drückt und dann die Saite anschlägt, sondern der Ton wird mit einem Finger direkt erzeugt. Wie es auch beim Klavier funktioniert. Genauer gesagt, hämmert man mit dem Finger die Saite am jeweiligen Bund in Richtung des Griffbretts. Der Ton klingt dann so lange, wie man die Saite gedrückt hält. Lässt man den Finger los, hört die Saite auf zu schwingen.

LaMaga: Ist der Chapman Stick schwerpunktmäßig in bestimmten Genres zu finden oder universal einsetzbar?

Bruder Frank: Man kann den Stick überall antreffen, ich selbst habe ihn als Erweiterung meines eigentlichen Basssounds gewählt. Da er auch noch anders gestimmt ist, wie Bässe oder Gitarren, kommt man zusätzlich auf viele andere Ideen. Die bekanntesten Künstler die Stick benutzt haben sind u.a. Peter Gabriel, Pink Floyd, The Blueman Group, King Crimson, Dream Theater usw.

LaMaga: In welchen Preisklassen bewegt sich ein gutes Instrument, und bekommt man es in gutsortierten Musikalienhandlungen oder muss man Instrumentenbauer kontaktieren?

Bruder Frank: Wie schon erwähnt, bekommt man das Instrument nur beim Erbauer selbst. Und je nach Model muss man da auch ein bisschen warten, da durch die Handfertigung immer nur bestimmte Bestellmengen abgearbeitet werden. Es werden z.B. 20 Instrumente mit 12 Saiten gefertigt, danach erst wieder 10-Saiter. Die Chapman Sticks gibt es ab ca. 1800 $, dazu kommen dann Fracht und Zoll.

LaMaga: Hast Du Musiktipps für Interessierte zu Musikern, die Chapman Stick spielen und mit deren Werken man sich näher beschäftigen sollte?

Bruder Frank: Hier ein paar Anspieltipps:

Emmet Chapman – alles

Don Schiff – alles

Greg Howard – alles

Dream Theater – Falling Into Infinity (Album)

Pink Floyd – A Momentary Lapse of Reason (Album)

Peter Gabriel – alles

Bob Culbertson – alles

Jim Lampi – alles

King Crimson – Elephant Talk (Song)

LaMaga: Wir bedanken uns für das Interview!