„MEHR IST MEHR“

Interview mit Marc Gerhard und Anna Peter von Marna.Crafting

Marna.Crafting – das sind Marc und Anna, zwei sehr talentierte Künstler, die in ihrer Freizeit mit Leidenschaft an aufwendigen Kostümdesigns arbeiten. Ihre Schwerpunkte liegen auf eigens gefertigten Fantasyoutfits für den Larp- und Cosplaybereich, die qualitativ durch großes handwerkliches Know-How und eine ausgeprägte Liebe zum Detail bestechen. Ihr aktuelles Projekt, eine voll funktionsfähige Rüstung aus dem Repertoire der Bärenschule, die Geralt von Riva im dritten Teil der WITCHER-Games trägt, hatte nun ihren ersten Einsatz im brandneuen Musikvideo „Finsterwacht“ von SALTATIO MORTIS.

Wir haben mit den beiden gesprochen und lassen sie nun selbst erzählen, wie es zu der Zusammenarbeit kam, was an dem Projekt am meisten Spaß gemacht hat und was uns vielleicht zukünftig noch erwarten könnte.

Hallo ihr beiden und herzlichen Dank für das Interview! Ihr habt die Rüstungen gebaut, die Alea und Falk im aktuellen Video auf dem Schlachtfeld tragen. Dabei war Aleas Rüstung eine direkte Auftragsarbeit an euch. Sind diese Kreationen die ersten, die es in ein Musikvideo geschafft haben, oder habt ihr mit dem Thema schon vorher Erfahrungen gesammelt?

Marc: Die erste Erfahrung haben wir schon letztes Jahr mit dem Dreh zu „God of War“ gesammelt. Dabei ging es darum, die Rüstung für Johannes Lukas, der den Kratos spielt, in sehr kurzer Zeit so zu überarbeiten, dass sie trag- und vorzeigefähig war. Jörg kam damit auf uns zu, weil er andere Arbeiten von uns bereits kannte und da das bei God of War so gut funktionierte, hat er sich anschließend mit eben jenem Auftrag an uns gewandt, ein komplettes Outfit für ihn zu bauen. Und das ist das, was man jetzt im Video sieht.

Wie lange wart ihr insgesamt damit beschäftigt?

Anna: In der neuen Rüstung stecken ungefähr 200 Arbeitsstunden, so ganz genau lässt sich das nicht sagen. Wir arbeiten beide regulär und dann geht es danach in der Freizeit weiter mit den Projekten. Wir hatten circa einen Monat Zeit für die komplette Rüstung. Jetzt, nach drei Tagen Dauerbelastung durch die vielen Kampfszenen, müssen wir das ein oder andere wieder ausbessern. Aber das stellt auch kein Problem dar.

200 Arbeitsstunden sind schon ein sehr beachtlicher Aufwand. Ist das damit eins eurer größeren Projekte oder habt ihr öfter Aufträge in solchen Dimensionen?

Anna: Meistens sind es Projekte für den privaten Gebrauch, die in der Regel nicht ganz so groß sind. Das war jetzt auch unsere erste Auftragsarbeit in diesem Ausmaß, vor allem im Komplettpaket mit beispielsweise Unterkleid nähen, was wir sonst eher nicht machen.

Was daran war für euch persönlich der beste Teil, der am meisten Spaß gemacht hat?

Marc: Die Reaktion von Jörg am Ende darauf zu sehen (lacht). Das war sehr schön. An der Arbeit an sich hat letztendlich alles Spaß gemacht, auch wenn man immer wieder mal an den Punkt gekommen ist an dem man dachte: Oh Gott, ich wäre gerne fertig! Wenn man mal zwanzig Stunden am Stück geflochten hat, kann das durchaus passieren. Aber da wir doch einen großen Wert auf die Detailarbeit legen und auch zum Beispiel Maschinennähte noch einmal von Hand überarbeiten, so dass diese dann optisch verschwinden, gilt immer: Der Weg ist das Ziel. Wenn es den Leuten am Ende gefällt und man selbst zufrieden damit ist, ist es das Beste überhaupt an der Sache.

Anna: Ich glaube, für mich war es das Gambe. Wir haben einen Gambeson von Mytholon benutzt, das wir umgenäht und auch noch selbst in mehreren Schichten umgefärbt haben und am Ende noch mit einem Lederrand verstärkt, was einfach toll aussieht. Das war eine extreme Veränderung, weil man den Prozess ständig vor Augen hatte und hinterher noch genau wusste, wie es vorher aussah. Außerdem der Moment, wenn einem klar wird, dass der Großteil jetzt steht und man alles nach einer so kurzen und intensiven Arbeitszeit zusammengesetzt sieht und es dann auch wirklich gut rüber kommt. Da ist man dann selber auch ein wenig beeindruckt, denn wenn man für sich selbst baut macht man gerne mal ein Teil und dann vergeht wieder ein halbes Jahr bis zum nächsten Schritt. Ein vollständiges Projekt so rasant voranschreiten zu sehen hat trotz aller Anstrengung doch durchgehend Spaß gemacht.

Marc: Sehr cool war auch der Part mit den Abnutzungsspuren, bei dem man gezielt darauf hingearbeitet hat, dass jedes Teil authentisch getragen wirkt und nicht wie gerade frisch angefertigt. Dabei konnten wir uns richtig schön mit Weathering und Schnittstellen oder Reparaturnähten austoben, um eben diesen Effekt zu erzielen und dafür zu sorgen, dass die Rüstung benutzt aussieht, aber in sich optisch trotzdem immer noch stimmig ist.

Wie habt ihr die Arbeiten daran unter euch aufgeteilt?

Marc: Ich bin für Flechten, Nähen und Nieten zuständig. Auch Recherche zu Werkzeugen, welche Garne und Lederbänder von der Stabilität her passen und ich kenne mich im Witcher- und Fantasyuniversum relativ gut aus. Annas Part hingegen ist Färben und das Design an sich.

Anna: Ich punziere die Lederteile und mache viel Dekoarbeit, mache die Schnittmuster, suche Stoffe und Leder; generell so den Kleinkram. Marc ist hauptsächlich verantwortlich für die technischen Details, so etwas wie: Ist es tragbar und funktionsfähig? Und ich habe mehr ein Auge darauf, dass es gut aussieht und an welchen Stellen man eventuell noch Details verbessern könnte. Dabei achten wir auch immer gegenseitig darauf, die Mitte zu finden zwischen Funktionalität und Optik.

Marc: Der Anspruch an unsere eigenen Rüstungen lautet, dass sie funktionstüchtig sind und dass man sie auch den ganzen Tag tragen kann und sie dabei immer gut sitzen und passen, ohne dass man dabei auf Hilfsmittel wie Klett oder Knöpfe zurückgreifen muss. Wir verwenden klassisch Riemen und Schnallen, die entweder genietet werden oder inzwischen auch öfter genäht, weil es besser aussieht, und dabei muss das Ganze halten und funktionieren.

Zum Abschluss noch eine Frage: Gibt es ein persönliches Traumprojekt, das ihr gerne mal zusammen mit Jörg umsetzen würdet?

Marc: Kommt ganz darauf an, was Jörg noch mit uns vorhat (lacht). Das hier war jetzt unser erstes großes, ganzes Projekt mit ihm zusammen. Das war und ist in gewisser Weise immer noch wie ein Traum. Man braucht da selber noch ein bisschen Zeit, um es zu realisieren, da es einfach ein Riesenprojekt war, und ich würde mich persönlich sehr freuen, wenn wir nochmal etwas zusammen auf die Beine stellen könnten. Man kann mit Jörg generell super zusammenarbeiten und wir werden sehen, was die Zukunft bringt, daher kann ich jetzt kein direktes Traumprojekt benennen.

Anna: Für mich alles, was einen gewissen epischen Touch hat und bei dem man so richtig eskalieren kann. Das wäre es für mich einfach nur. Ich mag einfach sehr gerne viele Details – noch ein paar Schichten und noch ein bisschen mehr drauf, dann bin ich richtig glücklich.

Marc: Das Motto von Marna.Crafting ist in diesem Zusammenhang einfach „Mehr ist mehr“.

Das ist doch das perfekte Schlusswort. Vielen herzlichen Dank für eure ausführlichen und sehr interessanten Antworten und wir freuen uns bereits jetzt darauf, in Zukunft noch sehr viel mehr von euren tollen Arbeiten zu sehen. Dankeschön und alles Gute!

Das Interview führte Tristania für den Totentänzer Fanclub

Titelfoto @pixellager
Beitragsbid @misskim_photography
Detailfotos
@marna.crafting

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