Anmerkung: Dieses Interview wurde ursprünglich im Kenavo April 2009  veröffentlicht.  Falk war zuvor erstmals mit einer Nyckelharpa auf der Bühne zu hören…

LaMaga:  Danke, dass Du Dir trotz Studiostress die Zeit für dieses Interview nimmst. Wir haben vor einiger Zeit schon einmal ein thematisch ähnliches Interview geführt – die Fans wollen aber noch mehr zu Deinem Instrumentenfundus wissen.  Was war eigentlich Dein erstes „richtiges“ Musikinstrument überhaupt?

Falk: Mein erstes richtiges Instrument war die Blockflöte zu Kindergartenzeiten.

LaMaga: Wie landet man eigentlich bei so exotischen Dingen wie Drehleiern und Nyckelharpa, statt zum Beispiel bei Gitarre oder Klavier? Was war für Dich persönlich der Anstoß, Dich mit historischen Musikinstrumenten näher zu beschäftigen? 

Falk: Ausschlaggebend war eine Ougenweide-Kassette, die ich von einem Freund bekommen hatte. Ich hörte die Melodien und bekam und bekomme sie seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Schnell hatte ich mich dann mit allem beschäftigt was sich in dieser “Szene” an Musik so tummelte. 

LaMaga: Was war Dein erstes nicht-modernes Instrument und wo hattest Du es her?

Falk: Ein Übungs-Hümmelchen von Holger Hoffman. Ich war auf einem Instrumenten Spielkurs für Dudelsäcke und Drehleiern in Tittmoning bei Karl Riedel. Dort habe ich einen Kurs für Hümmelchen gemacht. Alles zusammen war dieser Kurs für mich die Intensiv Dröhnung in Sachen Folk und alte Instrumente. 

LaMaga: Was würdest Du jemandem raten, der sich ebenfalls an z.B. dem Drehleierspiel versuchen möchte? Wo bekommt man – als Anfänger, der noch nicht darüber im Klaren ist, ob er bei der Stange bleibt und folglich gleich in ein Profiinstrument investiert – brauchbare „Übungsinstrumente“ her?

Falk: Mein Tipp geht eher in Richtung Spielkurs. Dies Kurse dauern ein Wochenende, man ist von lauter anderen Irren umgeben und kann sich endlich mal wirklich mit anderen austauschen, die döfsten Fragen ungestraft stellen und feiern. Selbst die Anschaffung eines Übungsinstruments erachte ich als generell “zum schnuppern” als zu teuer. 
 

LaMaga: Worauf muss man beim Kauf von „Gebrauchtinstrumenten“  achten, also, woran erkennt man als Laie Qualität? Gibt es „Warnzeichen“ für unbrauchbare Instrumente?

Falk: Einem “blutigen” Anfänger würde ich kein gebrauchtes Instrument von einem Unbekannten und schon gar nicht via ebay empfehlen. Auf oben erwähnten Spielkursen werden auch oft Instrumente angeboten (neu oder gebraucht), man kann seinen Kursleiter befragen und vor allem die Instrumente ausprobieren. Auf guten Kursen findet auch immer eine Einheit Instrumentenkunde und Wartung statt. Dadurch kann man schon besser entscheiden, ob ein Instrument etwas taugt. Hat man sich dann doch für ein bestimmtes Instrument entschlossen, sollte man tunlichst den Verkäufer bitten, darauf vorzuspielen. Klingt das nicht gut, sollte man das Instrument nicht kaufen, denn als Anfänger wird man mit Sicherheit das Instrument noch viel schwerer zum klingen bringen als derjenige, der sein Instrument gerade verkaufen will. Ich möchte hier keine Werbung für Instrumentenbauer machen und vor allem die, die ich vergessen würde zu erwähnen nicht vor den Kopf stoßen, obwohl sie vielleicht gleich gute oder sogar noch bessere Instrumente bauen als die von mir erwähnten. Ich selbst spiele auf Leiern von Helmut Gotschy, meine Harpa ist von Björn Björn und bin mit beiden sehr zufrieden. Ein “Wasserzeichen” gibt es nicht. Ebenso wenig wie einen allgemeinen Qualitätsstandard unter Leier- oder Harpa-Bauern.

LaMaga: Gibt es bei der Drehleier und der Nyckelharpa „Modellunterschiede“, die Einfluss auf die Spielweise haben?
 

Falk: Oh, selbstverständlich gibt es die. Drehleiern unterscheiden sich hauptsächlich durch die Anzahl der Saiten die auf das Rad gelegt werden können. Einfachste Leiern haben eine Melodiesaite, eine Schnarre und einen Bordun. Entsprechend teurere Instrumente können 3-4 Melodien, 3 Schnarren, 3-4 Bordune, Resonanzsaiten, Umstimmer und allerlei weiteren Schnickschnack haben.

LaMaga: Wo findet man einen geeigneten Musiklehrer, oder besser: Wo sucht man als Anfänger danach? Gibt es empfehlenswerte Internetportale oder Fachzeitschriften?

Falk: Viele Instrumentenbauer haben auf ihren Internetseiten vertrauenswürdige Instrumentalisten die ihre Dienste als Lehrer anbieten. Ansonsten gibt es Foren wie www.spielleut.de. Vielleicht sucht man sich aber auch einen Bal Folk in seiner Nähe und lernt einfach durch nächtelange Sessions. Im Ernst, sucht euch möglichst schnell einen Lehrer und gewöhnt euch keinen Mist an. 

LaMaga: Wie kompliziert ist es, sich Verbrauchsmaterial für Drehleier und Nyckelharpa zu beschaffen, z.B. Saiten? Handelt es sich um Spezialsaiten oder kann man konventionelle Saiten von anderen Streichinstrumenten modifizieren und verwenden?

Falk: Für die Harpa gibt es einen eigenen Saitensatz, den ich über Instrumentenbauer beziehe. Bei den Leiern experimentiere ich gern mal mit allen möglichen Viola-Saiten für die Melodie herum. Teuer wird es bei den Bordunen, da es hier speziellerer Saiten bedarf. Ansonsten hat jeder irgendwann sein eigenes spezielles Kolophon und seine ganz besondere Watte. Ich verwende zur Zeit Meteoreisen Kolophon und afghanische Watte.

LaMaga: Wie viel Geduld muss man – bei halbwegs vorhandenem Talent und musikalischen Grundfertigkeiten – aufbringen, um auf den Instrumenten halbwegs melodische Klänge zu erzeugen? Wie schnell kann ein Anfänger Erfolgserlebnisse verbuchen?

Falk: Wieder der Kurs als Beispiel. Nach einem Wochenende kann man als völliger Anfänger ohne Notenkenntnis zwei bis drei einfache Stücke passabel spielen. Gilt für Leier und Harpa. Die Feinheiten brauchen, wie immer, ewig.

LaMaga: Wie laut sind Nyckelharpa und Drehleier *ohne* elektronische Verstärkung? Bieten sie Konfliktpotential mit den Nachbarn  oder sind es eher leisere Instrumente?

Falk: Das kommt natürlich immer auch auf die Größe und die Qualität des Instruments an. Generell sind Leiern und Harpas aber nachbarschaftsverträglich.

LaMaga: Sind Dir Bands, die KEINE Mittelalterbands sind, bekannt, in denen Drehleiern/ Nyckelharpas gespielt werden? Werden – außerhalb der Mittelalterszene – solche Instrumente in zeitgenössischer Musik eingesetzt? (Folklore, Volksmusik, Non-MA-Rock? )

Falk: Oh je, natürlich gibt es das. Viel zu viele um sie hier aufzuzählen. Wobei ich für mich im Bezug auf diese Instrumente keine Genregrenzen kenne, sondern lediglich in mit und ohne einteile. Für skandinavischen Folk sollte man sich Bands wie Hedningana, Garmana, Gjallahorn etc anhören. Bei französischen Sachen stehen für mich Alain Stivell, Tri Yan und Malicorne ganz vorne. Für ganz besondere Leiern muss man unbedingt Valentin Clastrier gehört haben. Bei der Harpa alte Aufnahmen von Eric Sahlström. Aber auch ganz alte Sachen von Angelo Branduardi oder Mike Oldfield würden mir da einfallen. Hab ich die Folk Hip Hop Band Manau schon erwähnt? 

LaMaga: Kannst Du Dir – entweder als Nebenprojekt zu SaMo oder als Konzertbestandteil im Mittelalter-programm dort „Falk-solo-mit-Saiteninstrument-Stücke“ vorstellen?

Falk: Vorstellen kann ich mir das schon, aber das wollte vermutlich keiner hören. Quatsch. Eine Sonderstellung eines Instruments wie ein Leiersolostück kann ich mir im Saltatio Kontext nicht vorstellen.

LaMaga: Vielen Dank für das Interview.