Anmerkung: Dieses Interview wurde ursprünglich im Kenavo April 2009  veröffentlicht.  Jean ist ist zu diesem Zeitpunkt gerade in der Band angekommen…

LaMaga: Zunächst einmal herzlichen Dank dafür, dass Du uns – kaum, dass Du richtig angekommen bist – gleich ein Interview gibst. Die Fans sind natürlich neugierig, wer demnächst auf den Märkten mit Lasterbalk um die Wette trommelt.

Jean Méchant: Ja, aber gerne doch! Es freut mich jedenfalls sehr, nun ein Teil dieser Truppe sein zu dürfen.

LaMaga: Wie ist es zur Zusammenarbeit mit Saltatio Mortis gekommen?

Jean Méchant: Nun, ich kenne Bruder Frank schon eine ganze Weile durch unsere gemeinsame Tätigkeit als Dozenten der MODERN MUSIC SCHOOL. Irgendwann fragte er mich, ob ich mir vorstellen könnte, an der nächsten CD-Produktion für SaMo mitzuarbeiten und darüber hinaus das damalige Bandmitglied Thoron etwas im Bereich Perkussion und Arrangement der Instrumente zu coachen. Frank wusste einfach, dass ich bereits sehr viel in diesem Bereich für verschiedene Bands gemacht hatte. Im Vorfeld der Produktion haben wir auch einige Male gemeinsam an verschiedenen Stücken gearbeitet. Und als Thoron dann die Band verließ, waren die Jungs eben auf der Suche nach jemandem, der diese vakante Position ausfüllen kann. Nach einigen Gesprächen waren wir uns einig und ehe ich mich versah, hatte ich mein Auto mit allerlei Material vollgepackt, war im Studio vorgefahren und spielte jede Menge Getrommel, Gerassel und Geräusch für die anstehende CD ein.

LaMaga: Bei den Marktkonzerten spielen SaMo „historische“ Musik. Hattest du bereits vorher Berührungspunkte mit „mittel-alterlicher“ Musik im Sinne von „Marktmusik“?

Jean Méchant: Ja, allerdings nur teilweise. Die meiste Zeit habe ich in der Vergangenheit ja eher als Drummer bei Metalbands zu tun gehabt. Allerdings hab ich dabei auch einige Musikerkollegen kennen gelernt, die aktiv auf Mittelaltermärkten zu Gange waren, wodurch ich immer wieder mal in Berührung mit der Szene kam und gerne auch Märkte besucht habe. Ich finde sowieso, dass die Metalszene in vielen Bereichen sehr locker ist und nur wenig Berührungsängste kennt, was wohl für die Offenheit der Fans spricht! Klar, es gibt auch Pappnasen… aber die meisten haben ihre Scheuklappen doch abgelegt. Die typische Marktmusik fand ich eh schon immer klasse, da einfach eine unglaubliche Energie rüberkommt! Es ist wirklich ein absoluter Gänsehaut-moment, wenn Dudelsäcke, Schalmeien und noch fette Trommeln loslegen… Und das noch völlig akustisch, fast ohne Verstärkung! Wahnsinn!

LaMaga: Bedeutet es für einen Schlagzeuger eine große Umstellung, von einem „modernen“ Schlagzeugset auf Mittelalterinstrumente „umzuschalten“?

Jean Méchant: Mit Sicherheit. Ich glaube auch, dass es für einen „normalen“ Schlagzeuger nur schwer zu leisten wäre, da ja neben dem regulären Material (wie Bassdrum oder Toms) auch noch jede Menge Perkussion zu bedienen ist. Das kann man nicht einfach mal nebenher machen, denn es gibt für jedes Instrument auch gewisse Spielweisen, die man kennen und beherrschen muss, da man ansonsten nicht die gewünschten Sounds erzielt. Da muss man sich wirklich mit beschäftigen, sonst wird das musikalische Ergebnis irgendwann beliebig. Zum Glück hab ich mich in der Vergangenheit bereits eingehend mit vielen dieser Instrumente auseinandergesetzt, das erleichtert jetzt einiges. Andererseits muss ich auch weiterhin am Ball bleiben und mich weiterbilden, üben, neue Sounds entdecken… Aber das ist ja zum Glück mein Job!

LaMaga: Mit was für einer Art von Schlagwerk werden wir dich auf den Märkten erleben?

Jean Méchant: Wir basteln momentan noch an der Liveumsetzung, allerdings kann ich schon soviel verraten: Neben den üblichen Verdächtigen (also tiefen Trommeln, Bassdrum, Djembe und Darabuka) wird es auch ein paar Überraschungen geben. Also freut euch drauf und kommt vorbei!

LaMaga: Deine Vorstellung im Forum hat große Verwirrung unter den Fans ausgelöst: Viele rätseln darüber, wie Du Dich aussprichst.  Denkst Du, das könnte ein Problem werden?

Jean Méchant: Nö, weil im Zweifelsfall bin ich einfach DER TAMBOUR. Das passt dann schon!

LaMaga: Welchen Bezug hast Du zu Frankreich?

Jean Méchant: Ich habe französische Vorfahren. Liegt zwar schon ein paar Generationen zurück, aber ist dennoch nicht zu leugnen!

LaMaga: Du bist neben Deinen Einsätzen als Musiker auf der Bühne auch in der „Nachwuchsförderung“ engagiert und unterrichtest angehende Schlagzeuger. Wo liegt im Augenblick der Schwerpunkt?

Jean Méchant: Zum einen unterrichte ich einige ganz junge Schüler, die wirklich noch völlig am Anfang stehen. Da geht’s dann meist um grundlegende Bewegungsabläufe und einfache musikalische Sachverhalte. Zum anderen kommen auch viele fortgeschrittene Drummer in den Unterricht, die schon seit Jahren aktiv sind und sich in Sachen Technik, Koordinationsfähigkeit oder musikalischer Ausdrucksfähigkeit weiterbilden möchten. Das ist ne ganze gute Mischung so, denn es fordert mich auf viele verschiedene Arten, auch wenn der eigentliche Schwerpunkt fast immer beim normalen Drumset liegt und nur wenige sich trauen, auch mal verschiedene Perkussioninstrumente anzugehen. Aber gerade, wenn man von einer Tour oder mehreren Konzerten mit bekloppten Musikern zurückkommt, wo quasi über Tage oder Wochen der Wahnsinn geherrscht hat, ist es echt gut, durch Fragen von unbedarften Schülern wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. Denn indem man Antworten auf die jeweiligen Fragen findet, erdet man sich und entwickelt sich auch selbst wieder in vielerlei Hinsicht weiter. Eine sehr gute Sache!

LaMaga: Seit wann spielst Du Schlagzeug?

Jean Méchant: Seit nunmehr achtzehn Jahren. Zunächst hab ich als Kind angefangen, Klavier zu spielen, dann kam relativ bald das Schlagzeug hinzu und schließlich noch die Gitarre. Aber die Drums sind definitiv mein Hauptinstrument.

LaMaga: Gab es jemals Probleme mit unmusikalischen Nachbarn?

Jean Méchant: Klar, so was kommt vor. Aber ich hatte mich eigentlich immer darum bemüht, einen Proberaum zu finden, der etwas weiter weg liegt, so dass man beim Üben schließlich niemanden stört. Nur manchmal will man halt doch zuhause spielen… da kann’s schon mal zu Reibereien kommen!

LaMaga: Hast Du ein „Lieblingsgenre“, für das Du besonders gern spielst?

Jean Méchant: Eigentlich nicht. Aber in den letzten Jahren hat sich mehr und mehr ergeben, dass ich eben viel mit Bands und Projekten in der Metalszene zu tun hatte. Das ist meine musikalische Heimat, damit hab ich angefangen und ich fühle mich damit auch sehr wohl. Allerdings kommen auch immer wieder ganz andere Sachen auf mich zu, wie z.B. Blues- oder Jazzkonzerte, Sessions im Bereich Soul, Funk, R’n’B oder sogar Konzerte mit großem Orchester. Ich bin stilistisch offen für sehr vieles, es muss mich nur irgendwie packen. Wenn’s knallt, dann passt es!

LaMaga: Mit welchen Bands trittst Du noch auf?

Jean Méchant: Die letzten Wochen hab ich mit VAN CANTO gespielt, das ist eine A-capella-Metalband, kann ich nur empfehlen. Ich bin eingesprungen für ihren regulären Drummer, der leider erkrankt war. Ansonsten spiele ich seit kurzem bei den Thrashern von ABANDONED, ich hatte die letzte Tour gespielt, wo wir zusammen mit TANKARD unterwegs waren, auch war ich auf Wacken mit den Jungs. Schnell, laut, heftig… so wie ich es mag!

Ab und zu – je nach Terminkalender – spiele ich noch mit den Verrückten von SENSLES oder auch mit der Band DIE DICKEN KINDER, eine Sessionband mit vielen vielen illustren Gästen. Und manchmal klingeln auch noch ganz andere Leute an, eben aus der Blues-oder Jazzszene, weil ich da vor einiger Zeit ein paar CDs eingespielt und Tourneen gemacht habe, Wenn’s zeitlich passt und vor allem musikalisch interessant ist, bin ich gerne dabei. Es muss halt in den Terminkalender passen, denn der Tag hat nun mal nur 24 Stunden.

LaMaga: Was sind Deine wichtigsten außermusikalischen  Hobbys?

Jean Méchant: Hobbys? Dazu braucht man Freizeit, oder? Bei meinem Lebenswandel bleibt leider nicht viel Zeit für andere Dinge, aber das ist schon ok. Wenn ich Gelegenheit dazu finde, lese ich recht viel, interessiere mich für Kunst, Architektur und Geschichte (um ein Haar hätte ich damals Archäologie & Byzantinistik studiert, bin aber grad noch so davongekommen), schreibe neue Musik oder bin auch einfach nur mal faul…  Das tut ab und zu echt gut! Ansonsten bin ich meist mit üben beschäftigt und treffe Vorbereitungen für die nächsten Konzerte oder CD-Produktionen.

LaMaga: Wenn Du ein Gemälde wärest, wärest Du…

Jean Méchant: Wahrscheinlich ein abstraktes Werk, eher dunkel, nicht direkt zu durchschauen, mit gewissem Tiefgang… oder aber eine Skulptur, nicht wirklich ästhetisch, aber dennoch (und auf eine kranke Art und Weise) interessant!

LaMaga: Welche CD hast Du zuletzt gekauft?

Jean Méchant: Die neue CD von YAZZMEEN, das ist das Nebenprojekt des Schlagzeugers Ralf Gustke und des Bassisten Umbo, außerdem ist Carlos Serrano del Rio als Percussionist mit dabei. Sie alle kenne ich über verschiedene Bands und gemeinsame Aktivitäten, die Musikszene hier im Mannheimer Raum ist zwar groß, aber dennoch trifft man sich immer wieder. Musikalisch ist das zwar absolutes Kontrastprogramm zu dem, was ich sonst so mache, aber nicht weniger interessant. Ansonsten bekomme ich immer sehr viel Musik geschenkt, sei es von meinen Schülern oder auch von anderen Musikern. Da sind schon echt tolle Sachen dabei, ich denke da z.B. an diese Flamenco-CD, die unser Produzent Trosi zuletzt im Studio mal eingelegt hat… unglaublich, was man mit nur zwei Gitarren alles anstellen kann!

LaMaga: Dein Lebensmotto?

Jean Méchant: Tu es!

LaMaga: Wir danken für das Interview und wünschen Dir viel Spaß auf den Märkten und bei den Totentänzern.

Jean Méchant: Ich danke ebenso und freue mich schon drauf, euch mal persönlich über den Weg zu laufen. Kommt einfach bei einem der Konzerte vorbei, lasst uns ein Kaltgetränk zusammen schlürfen und über die Welt im Allgemeinen & Musik im Besonderen reden! Ich bin gespannt auf alles, was so kommen mag! Bis dahin, macht’s gut!